Für die
NATTERNBUSCHER
ÄNDERUNGSDENKEREI
begann
Prae Mortem
(Death row writing)
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Praemortale Visionen |
Juli 2023
Oktober 2023
In eineinhalb Jahren des Übersterbens, ohne die Zeit mit Gestöhn zu vertandeln, gelang es ganz gut im Einvernehmen mit meinem Krebs einen Deal zu verhandeln, um unseren Feindeskreis zu verwandeln in eine WG auf Restlebenszeit. Er ließ es sich immerhin lange gefallen, dass Antikörper ihn fasten ließen, doch als ich mich fallen ließ - wenn auch auf Raten.- da ließ er prompt mich die Schwäche büßen und schwächelnde Metastasen neu sprießen. wenn auch nur noch auf der Leber verstreut. |
Die Oberhand hätte ich gerne behalten, doch hatten die Umstände etwas dagegen. Der Onkologe war plötzlich verschieden, das Wetter bewog mich mit Sturm, Eis und Regen mich kreislaufbedingt eben nicht zu bewegen, da macht sich Schicksalsergebenheit breit. Nun ist´s, denn an Kündigung ist nicht zu denken. sehr wohl an der Zeit für ein neues Kapitel einträchtigen Duldens gemeinsamer Fesseln. Ich weiß nicht wie lang es ist, weiß nicht den Titel. Vielleicht brauchts dafür auch ganz andere Mittel, vielleicht ist das Ende auch gar nicht mehr weit. |
Palliativpatient zu sein ist nicht das höchste der Gefühle, auch wenn es meine Hoffnung nährt, mein Leben möglichst schmerzfrei zu beenden, wenn nicht gar auf den gnädigen Minutentod im dereinst weitaus selbstbestimmten Leben. bei dem sich kein Mitmensch veranlasst fühlt, in bester Absicht mir mein Dasein zu verlängern, Auch wenn ich meinen Zustand akzeptiere, so bin ich doch aufs Weiterso nicht scharf. |
11.2.2024
Regenwetterfrust Ich bin ein kranker Pensionär. Mein Dasein macht es ziemlich schwer, dass ich nichts mehr brauche und kaum noch was bringe. Das ist eine Folge des Einlaufs der Dinge. Ich gammel im Home-Off und wechsel nur noch Stoff. Das sorgt für manchen Zoff, weshalb ich sehnlichst hoff auf eine Rauskommwetterlage, und sei es nur für ein paar Tage.
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20.2.2024 Murmeltierwochen Ich hoffe stark, ich gewöhn mich dran, mein Sterben auf Raten in Gleichmut zu erleben. Es fühlt sich zwar nicht erquicklich an, doch auch nicht bedrohlich- nur leicht etwas daneben. Ich hab kaum ´nen Keks noch,auf den mir was geht und lob vor dem Abend geduldig den Tag. Ich fürchte den Tod nicht, dafür ists zu spät, und schließ mit ihm keinen Schlawinervertrag. Ich schlage die Zeit tot, denn mehr ist nicht drin. Es macht nur verdrießlich und bringt nix, ich spürs. So gehen die Wochen wie Tage dahin. und alle im Zeichen des murmelnden Tiers. |
13.3.2024 |
8.4.2024 |
4.5.2024
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17.5.2024
4 |
20.5.2024 Krebs und Klimawandel Ich bezweifle als Palliativpatient nicht wissenschaftliche Errungenschaften im relevanten Bereich, wäge aber dabei in BezuWarum auch kämpfen? Ich sterbe so vor mich dahin, solang ich am Leben noch bin. Das macht für mich allemal Sinn, verschafft es doch Lebensgewinn. Ich mach für die Zukunft keine Pläne, und brauche auch keine Eventfontäne. Da sollt es nicht wundern, dass ich erwähne: Das spart manche heimliche Trauerträne. Ein Endkampf- aufopferungsvoll: Ich weiß nicht, was der dann noch soll? Als Letztes bleibt mir doch nur Groll? Das finde ich gar nicht so toll. g auf Nebenwirkungen der Chemo- wie Antiköpertherapie alle Studien dazu ab, ob sie dazu raten oder davor warnen und versuche, mein Leben nach einem Mittelwert auszurichten. So halte ich es auch mit dem Klimawandel, bei dem ich befürchte, dass auf technologischer Basis der Teufel mit Beelzebub ausgetrieben wird. Generell betrachte ich nämlich die allmähliche Befähigung zum wissenschaftlichen Arbeiten insofern als einen natürlichen Vorgang, als er der Natur dazu dient sich aufmüpfender Lebewesen rascher zu entledigen. |
22.5.2024
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24.5.2024
Wenn nach einem überlangen und dabei extrem kreislaufbelastenden Winterhalbjahr das Wetter endlich mitspielt, sieht nicht nur die Welt wenigstens für einen Moment ganz anders aus. Leider war es nur ein ziemlich kurzer Moment,
den mir die zermürbenden Wetterwechsel gönnten.
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1.6.2024
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Praemortale Entschlackung Ein gründliches Aufräumen und Entsorgen bestimmen fortan meinen Sterbenslauf. Letale Prognosen für kein Übermorgen hielten auch Shoppen und Sammeln auf. Dazu gehört auch das Dokumentieren, doch nicht für ein Alben- und Bücherregal. Bin ich nun mal platzsparend am agieren geht das nur per Festplatte digital. Ein gutes Beispiel sind diese Zeilen, sie handeln von etwas,was grad mich berührt. Müsste ich schweigen, hing ich in den Seilen, was letztlich zur Abgangsbeschleunigung führt. Der gewonnene Platz sorgt zudem für mehr Luft, die hilft auch das Denkerhirn zu entschlacken. Ich wunder mich, was an Bedeutung verpufft und wie leicht es wird, kleinere Brötchen zu backen. Man meint ja, durch Krebs wird das Leben härter, doch kommt es dabei auf den Einzelfall an. Für mich wirds auch irgendwie unbeschwerter. Zumindestens jetzt bis ins Irgendwann..... |
Warum auch kämpfen? Ich sterbe so vor mich dahin, solang ich am Leben noch bin. Das macht für mich allemal Sinn, verschafft es doch Lebensgewinn. Ich mach für die Zukunft keine Pläne, und brauche auch keine Eventfontäne. Da sollt es nicht wundern, dass ich erwähne: Das spart manche heimliche Trauerträne. Ein Endkampf- aufopferungsvoll: Ich weiß nicht, was der dann noch soll? Als Letztes bleibt mir doch nur Groll? Das finde ich gar nicht so toll. |
Drittherbstgedicht
Langsam dämmert es im Bregen: jetzt ist es wohl bald soweit. in Erwartung meines nahen Todes schlag ich selber tot die Zeit. Wo Zufriedenheit regierte, sind nun Zweifel angebracht, Was bis neulich funktionierte klappt zur Zeit nicht wie gedacht. Ohne echte Perspektive macht die Mühe kaum noch Sinn. Folglich ziehen sich die Tage schleppend und genussfrei hin. Noch ist was zu tun im Garten, wenn das Wetter es erlaubt, doch als eine Dauerlösung
taugt das nicht - und überhaupt...
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| Verloren oder gewonnen? Ich weiß nicht ,ob ich heute wieder einen gewonnenen Tag verloren oder einen verlorenen Tag gewonnen habe und lebe zwar nicht gerade so, als ob der Tag mein letzter wäre, doch habe ich abends auch keine Angst , am nächsten Morgen nicht mehr aufzuwachen. Immerhin war ich heute ein wenig kreativ. |
13.9.2024
Mußeum Ich muss es gestehen, die Zeit, sie geht zäh rum im palliativ orientierten Mußeum, in dem man als gute Nachricht begrüßt: Es wird zwar nicht besser,
doch es bleibt, wie es ist.
c Goldschrift Zahllose Male in Schwermut verhärmt, habe dabei ich vor allem gelernt: Ist Dir das Schicksal gerade nicht hold, wird Reden zu Silber, doch Schreiben zu Gold. Erst nur im Groben, danach durch Struktur, lichten sich Nebel im Leidensparkour. |
18.9.2024
Rollercancer
Die palliativen Krebstherapien sind mit einer Achterbahn zu vergleichen, deren bei holpriger Fahrt abfallende Wellengipfel in unrhythmischen Abständen und deren Wellentäler in unterschiedlich abnehmender Weise kontinuierlich gen Boden streben, wobei kein Ende in Sicht ist, und mit der Zeit der Wunsch aufkommt, dass die Kabine vorher ab stür zen mö ge .. . |
14.11.2024 Rückbesinnung Die WG mit dem Krebs erfordert Tribut: Bisher gings mir noch nie dabei so schlecht gut. Lars Neulich traf ich Lars und meinte: "Lars, das wars." Drauf blökte er: "Mensch Lüder! Lars nach, das wird schon wieder!" Ich dachte: "Alter Schnacker, ich mach mich bald vom Acker, und nervst du mich als Unratgeber, läuft mir ein Lars über die Leber." |
15.11.2024 Respekt Egal, ob Du selber betroffen bist, oder nur Krebs als Begleiter kennst, egal, ob ich kämpf´ oder kapituliere oder mich einfach nur arrangiere oder wie Du es auch immer nennst, weil es für mich halt so ist, wie es ist: Auf dein Mitleid kann ich verzichten. Was ich brauche, das ist dein Respekt. denn ich fühl mich noch nicht als Objekt. Was ich kann, das lass mich verrichten. Auf Dinge, die rings um mich rum passieren da habe ich noch eine eigene Sicht. Entspricht sie der Deinen manchmal auch nicht, so lass uns einander doch akzeptieren. Ich glaube, es braucht diesen Notkompromiss, sonst bleibt nur die blanke Verzweiflung zurück. Gelingt er, dann ziehn wir gemeinsam am Strick. und sind uns gemeinsanem Dankes gewiss. |
Ösis sind keine Dösis!? Ich wäre gerne Österreicher. Dann hätt ich es vor allem leichter, wenn Zweifel oder Depressionen mir meine Brust zuschanden wohnen. An SOWAS verschwendet DER kein bisschen Zeit dran: DER richtet sich auf und
SCHEIßT EINFACH DIE WAND AN !
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Ich habe von meinen Krebsmetastasen
bisher 30 Monate langeinen Gaul "geschenkt" bekommen, der mich wenigstens ohne Pflegegrad und schmerzfrei durch den Alltag trägt. Ich habe dabei allmählich gelernt, dass ich einem geschenkten Gaul besser nicht ins Maul schauen sollte. Weiterverschenken geht nicht, also ab mit dem Gaul auf den Gnadenhof! |